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Großes Bundesverdienstkreuz für Arnold Graffi

Der Berliner Krebsforscher Prof. Dr. Arnold Graffi hat am Donnerstag, 5. Oktober 1995, das Große Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland erhalten.

Bundespräsident Roman Herzog zeichnete den 85jährigen Wissenschaftler im Berliner Schloß Bellevue im Rahmen einer Festveranstaltung anläßlich des Tages der deutschen Wiedervereinigung aus. Das Bundespräsidialamt bezeichnete Graffi als international führenden Krebsforscher, der das Institut für Experimentelle Krebsforschung in Berlin-Buch (heute MAX-DELBRÜCK-CENTRUM FÜR MOLEKULARE MEDIZIN (MDC) BERLIN-BUCH) mit seinen Arbeiten zu international anerkannten Erfolgen geführt habe.

Graffis Entdeckungen haben wesentlich zum heutigen, molekularen Verständnis der Krebsentstehung beigetragen. So klärte der in Bistritz (Siebenbürgen, Rumänien) geborene Forscher unter anderem die Wirkungsweise verschiedener krebserregender, chemischer Substanzen auf. Zudem identifizierte Graffi mehrere, krebsfördernde Viren, die zum Teil nach ihm benannt sind. Ein Großteil dieser Untersuchungen fällt dabei in die Jahre 1948 bis 1975 während seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter am damaligen Akademieinstitut für Medizin und Biologie in Berlin-Buch und später als Direktor des dortigen Instituts für Experimentelle Krebsforschung.

Als einer der ersten Molekularbiologen dachte Graffi bereits Anfang der 60er Jahre über die Möglichkeit einer Gentherapie nach. Noch bevor die moderne Gentechnik Einzug in die Forschungslabors gehalten hatte, formulierte Graffi 1962 in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung "eine kausale Therapie des Krebses mittels natürlicher oder synthetischer Polynukleotide mit gelenktem Informationsgehalt im Sinne einer Substitution, Interferenz oder Gegeninformation". Der Kern der Idee, Krebsgene durch Gegenstränge von Genkopien (sogenannte Antisense-RNA-Moleküle) unwirksam zu machen, entspricht einem der heute verfolgten Ansätze zur Gentherapie von Krebs- und Viruserkrankungen.

 

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