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Krebsforscher Arnold Graffi wurde 90 Jahre alt

Der Mediziner und Krebsforscher Prof. Dr. Arnold Graffi ist am 19. Juni in Berlin 90 Jahre alt geworden. Die Entdeckungen des 1910 in Bistritz (Rumänien) geborenen Wissenschaftlers trugen maßgeblich zum heutigen molekularen Verständnis der Krebsentstehung bei.

So klärte er unter anderem die Wirkungsweise verschiedener krebserregender, chemischer Substanzen wie beispielsweise polyzyklischer Kohlenwasserstoffe und Nitrosamine auf. Zudem identifizierte Graffi mehrere krebsauslösende Viren, von denen einige nach ihm benannt sind. Ein Großteil dieser Untersuchungen fällt dabei in die Jahre 1948 bis 1975 während seiner Tätigkeit als Abteilungsleiter am damaligen Akademieinstitut für Medizin und Biologie in Berlin-Buch und später als Direktor des dortigen Instituts für Experimentelle Krebsforschung (heute Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin, MDC, Berlin-Buch).

Schon früh bestimmten namhafte akademische Lehrer und Institutionen den wissenschaftlichen Lebensweg Arnold Graffis: Nach Studienjahren in Marburg, Leipzig und Tübingen promovierte der junge Arzt an der Berliner Charité. Dort schloss er sich 1937 dem Chirurgen Ferdinand Sauerbruch an. 1939 setzte Graffi am Paul-Ehrlich-Institut in Frankfurt/Main seine Arbeiten auf dem Gebiet der Krebsforschung fort. Nach Stationen in Prag und Budapest kehrte er 1943 nach Berlin zurück. Dort arbeitete er unter anderem bei dem Nobelpreisträger Otto Warburg am Kaiser-Wilhelm-Institut für Zellphysiologie in Berlin-Dahlem. Nach seiner Habilitation an der Berliner Humboldt-Universität 1948 erhielt er einen Ruf nach Berlin-Buch an das Akademie-Institut für Medizin und Biologie. Dort war er bis zu seiner Emeritierung 1975 tätig.

Als einer der ersten Molekularbiologen dachte Graffi bereits Anfang der 60er Jahre über die Möglichkeit einer Gentherapie nach. Noch bevor die moderne Gentechnik Einzug in die Forschungslabors gehalten hatte, formulierte Graffi 1962 in einer wissenschaftlichen Veröffentlichung "eine kausale Therapie des Krebses mittels natürlicher oder synthetischer Polynukleotide mit gelenktem Informationsgehalt im Sinne einer Substitution, Interferenz oder Gegeninformation".

Für seine wissenschaftlichen Verdienste erhielt Prof. Graffi zahlreiche Ehrungen im In- und Ausland, so unter anderem 1979 in Frankfurt/Main den Paul-Ehrlich-Preis für seinen Beitrag zur Entdeckung und Charakterisierung krebserregender Viren. 1995 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland ausgezeichnet.

 

Barbara Bachtler
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