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Krebsforscher Prof. Arnold Graffi in Berlin gestorben

Entdecker von Krebsviren und krebserregender chemischer Substanzen

Prof. Arnold Graffi (Photo: privat)

Nach langer schwerer Krankheit ist der Mediziner und Krebsforscher Professor Dr. Arnold Graffi im Alter von 95 Jahren in Berlin gestorben. Wie seine Familie mitteilte, starb er am Montag, den 30. Januar 2006. „Professor Graffi war einer der Wegbereiter der experimentellen Krebsforschung des 20. Jahrhunderts in Deutschland“, erklärte Professor Dr. Walter Birchmeier, Stiftungsvorstand des Max-Delbrück-Centrums für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch.

Professor Graffi`s Entdeckungen haben maßgeblich zum Verständnis der Krebsentstehung beigetragen. Dazu gehören insbesondere Prozesse der Krebsentstehung durch chemische Stoffe und Viren. Zwei von ihm entdeckte Viren sind unter seinem Namen in die Fachliteratur eingegangen. Diese Arbeiten fallen im Wesentlichen in die Jahre 1948 bis 1975. In dieser Zeit war er Abteilungsleiter am damaligen Akademieinstitut für Medizin und Biologie in Berlin-Buch und später Direktor des dortigen Instituts für Experimentelle Krebsforschung, das in das 1992 gegründete Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch eingegliedert wurde.

Arnold Graffi wurde am 19. Juni 1910 in Bistritz (Rumänien) geboren. Von 1930 bis 1935 studierte er Medizin in Marburg, Leipzig und Tübingen und promovierte an der Berliner Charité. Dort schloss er sich von 1937 bis 1939 dem Chirurgen Ferdinand Sauerbruch an. Danach setzte Graffi seine Arbeiten in der Krebsforschung am Paul-Ehrlich-Institut in Frankfurt/Main bis 1940 fort. Nach Stationen in Prag und Budapest kehrte er 1943 nach Berlin zurück, wo er in einem Forschungslabor der Schering AG sowie bei Nobelpreisträger Otto Warburg am Kaiser-Wilhelm-Institut für Zellphysiologie arbeitete. Nach seiner Habilitation an der Berliner Humboldt-Universität 1948 erhielt er einen Ruf nach Berlin-Buch an das Akademie-Institut für Medizin und Biologie. Dort arbeitete er bis zu seiner Emeritierung 1975, war aber auch danach noch für mehrere Jahre in der Krebsforschung in Berlin-Buch tätig und befasste sich insbesondere mit Fragen der Chemotherapie. 

„Gentherapiekonzept“ entwickelt

Bereits Anfang der 60er Jahre entwickelte Professor Graffi ein „Gentherapiekonzept“ für Krebs, Viruserkrankungen und Erbleiden. Es basierte auf Überlegungen, die Aktivität krankheitsverursachender Gene gezielt abzuschalten. Inzwischen hat sich diese Technik des „Stilllegens“ (Stichwort: short interfering RNA oder siRNA) zu einem wichtigen Werkzeug in der Molekularbiologie und Biotechnologie entwickelt.

Professor Graffi erhielt zahlreiche Ehrungen. 1964 wurde er in die Deutsche Akademie der Naturforscher Leopoldina gewählt und erhielt 1977 ihre Cothenius-Medaille. 1979 bekam er in Frankfurt/Main den Paul-Ehrlich-Preis und 1984 die Helmholtz-Medaille der Akademie der Wissenschaften in Berlin. 1990 verlieh ihm die Universität Leipzig die Ehrendoktorwürde. 1995 wurde er mit dem Großen Verdienstkreuz der Bundesrepublik Deutschland geehrt. Professor Graffi`s außerwissenschaftliche Interessen galten der Malerei und dem Klavierspiel.

 

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