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MDC-Geburtstagssymposium: 100 Jahre Arnold Graffi und 110 Jahre Nikolaj V. Timoféeff-Ressovsky

Mit einem Symposium hat das Max-Delbrück-Centrum für Molekulare Medizin (MDC) Berlin-Buch den Krebsforscher Prof. Arnold Graffi zu seinem 100. Geburtstag und den Genetiker Nikolaj V. Timoféeff-Ressovsky zu seinem 110. Geburtstag geehrt. „Beide Forscher haben ihre wichtigsten Arbeiten in Berlin-Buch gemacht, der Krebsforscher Arnold Graffi in den Jahren 1948 – 1975, der Genetiker Timoféeff-Ressovsky in den Jahren 1925 – 1945“, erklärte MDC-Stiftungsvorstand Prof. Walter Rosenthal. Die Festrede zur „Geschichte der Tumorvirologie und von Arnold Graffi in Berlin-Buch“ hielt Nobelpreisträger Harald zur Hausen aus Heidelberg, die Festrede über Timoféeff-Ressovsky Prof. Manfred Rajewsky aus Essen.

Prof. Harald zur Hausen, der 2008 den Medizinnobelpreis für seine Entdeckung erhalten hatte, dass Papillomviren Gebärmutterhalskrebs auslösen können, sagte: „Arnold Graffi kann mit Recht als Pionier der Tumorviren-Forschung in Deutschland gelten. Seine Arbeiten über Hamster-Polyomaviren lieferten einen besonders wichtigen Beitrag zur Krebsentstehung durch Vertreter dieser Virusgruppe.“

„Nikolaj V. Timoféeff-Ressovsky war einer der ganz großen Genetiker des 20. Jahrhunderts. Er hatte 1966 die höchste Auszeichnung, die es international für Genetiker gibt, erhalten – den Kimber Genetics Award der National Academy of Sciences der USA. Er ist damit der zweite Nichtamerikaner, dem diese Ehrung zuteil wurde“, sagte Prof. Rajewsky.

Timoféeff-Ressovsky Medaille für Prof. Manfred Rajewsky

Prof. Manfred Rajewsky wurde auf dem Symposium in Berlin-Buch mit der Timoféeff-Ressovsky-Medaille der Russischen Medizinischen Akademie der Wissenschaften geehrt. Der Essener Zellbiologe und Krebsforscher hatte sich in den vergangenen Jahren intensiv mit Timoféeff-Ressovsky befasst und darüber auch einen Beitrag in dem Buch „Genetiker in Berlin-Buch“ geschrieben. Sein Vater, der Biophysiker Boris Rajewsky, war mit Timoféeff-Ressovsky eng befreundet gewesen. Die Schwester seiner Mutter, Natascha Kromm, arbeitete von 1930 bis 1945 bei Timoféeff-Ressovsky im Labor in Berlin-Buch.

Kurzbiographie Arnold Graffi

Arnold Graffi (Photo: privat)

Arnold Graffi wurde am 19. Juni 1910 in Bistritz (Rumänien) geboren. Von 1930 bis 1935 studierte er Medizin in Marburg, Leipzig und Tübingen und promovierte an der Berliner Charité. Dort schloss er sich von 1937 bis 1939 dem Chirurgen Ferdinand Sauerbruch an. Danach setzte Graffi seine Arbeiten in der Krebsforschung am Paul-Ehrlich-Institut in Frankfurt/Main bis 1940 fort. Nach Stationen in Prag und Budapest kehrte er 1943 nach Berlin zurück, wo er in einem Forschungslabor der Schering AG sowie bei Nobelpreisträger Otto Warburg am Kaiser-Wilhelm-Institut für Zellphysiologie arbeitete. Nach seiner Habilitation an der Berliner Humboldt-Universität 1948 erhielt er einen Ruf nach Berlin-Buch an das Akademie-Institut für Medizin und Biologie. Dort arbeitete er bis zu seiner Emeritierung 1975, war aber auch danach noch für mehrere Jahre in der Krebsforschung in Berlin-Buch tätig und befasste sich insbesondere mit Fragen der Chemotherapie. Seine Entdeckungen haben maßgeblich zum Verständnis der Krebsentstehung beigetragen. Prof. Graffi`s außerwissenschaftliche Interessen galten der Malerei und dem Klavierspiel. Er starb am 30. Januar 2006 im Alter von 95 Jahren in Berlin.

Kurzbiographie Timoféeff-Ressovsky

Nikolaj V. Timoféeff-Ressovsky (Photo: privat)

Timoféeff-Ressovsky wurde am 7. September 1900 in Moskau geboren. Nach seinem Studium der Zoologie, Naturwissenschaften und Kunstgeschichte von 1917 bis 1923 in Moskau, unterbrochen durch I. Weltkrieg, Militärdienst und Bürgerkrieg, holte ihn der Hirnforscher Oskar Vogt 1925 nach Berlin. Vogt war an der Erforschung der genetischen Grundlagen neurologischer Erkrankungen interessiert. Im Kaiser-Wilhelm-Institut (KWI) für Hirnforschung baute Timoféeff-Ressovsky eine Genetikabteilung auf, deren Leitung er 1929 übernahm. Im September 1945 wurde Timoféeff-Ressovsky verhaftet, in die Sowjetunion verschleppt und unter anderem wegen vermeintlicher Kollaboration mit den Nazis verurteilt. Timoféeff-Ressovsky lieferte wesentliche Beiträge zum Verständnis der Natur der Gene und der biologischen Wirkung von Röntgenstrahlung. Zusammen mit Max Delbrück und Karl Günter Zimmer veröffentlichte er 1935 die Arbeit „Über die Natur der Genmutation und der Genstruktur“, die wegweisend für die Entwicklung der Molekularbiologie war. Er starb am 28. März 1981 in Moskau. Über zehn Jahre nach seinem Tod, im Juni 1992, wurde er von der Akademie der Wissenschaften Russlands rehabilitiert. Auf dem Campus Berlin-Buch erinnert eine Gedenktafel am Torhaus, dem ehemaligen Wohnhaus von Timoféeff-Ressovsky, an ihn sowie ein 2006 errichtetes Laborgebäude für Medizinische Genomforschung, das nach ihm benannt wurde.

Kontakt

Barbara Bachtler

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