Portrait Ulrika Beitnere

Drei Fragen an Ulrika Beitnere

Ulrika Beitnere ist leitende Wissenschaftlerin in der Gruppe von Maike Sander am Max Delbrück Center. Sie baut das Labor neu auf und entschlüsselt Mechanismen bei Diabetes. Zuvor arbeitete sie an der UC Davis am seltenen Angelman-Syndrom. Helmholtz Monthly sprach mit ihr für seine Serie „1 von 45.000“.

Was ist das Spannendste an Ihrem Job?

Dr. Ulrika Beitnere: Das Aufregendste an meiner Arbeit ist, wenn nach langen Vorbereitungen und Versuchen die Experimente funktionieren und ich einen Durchbruch erziele. Es erfüllt mich mit Freude und Begeisterung, dass meine Arbeit vielleicht einen sinnvollen Beitrag für die Gesellschaft leisten kann. Selbst wenn es sich anfühlt, als würde ich in meiner täglichen Arbeit nur kleine Schritte machen, baue ich auf etwas Größerem auf: Ich stehe auf den Schultern von Giganten – und das ist ein großartiges Gefühl. Ein weiteres spannendes und nicht weniger wichtiges Element meiner Arbeit sind die Menschen, mit denen ich zusammenarbeite, und ihre einzigartigen Erfahrungen und Hintergründe. Die Unterstützung und Ausbildung der nächsten Generation von Wissenschaftler*innen liegt mir sehr am Herzen.

Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden: Was wäre Ihr nächstes Projekt?

Wenn Geld und Zeit keine Rolle spielen würden, würde ich die Pankreas-Hirn-Achse und die Darm-Pankreas-Leber-Achse auf einem Organ-on-Chip – einer Art künstlichem Organ – näher untersuchen. Es gibt zahlreiche Belege dafür, dass eine gestörte Insulin-Signalübertragung erhebliche Auswirkungen auf die Gehirnfunktion und die allgemeine Gesundheit haben kann. Insulin ist bekannt für seine Rolle bei der Regulierung des Blutzuckerspiegels, es erleichtert die Glukoseaufnahme in die Zellen. Es spielt jedoch auch eine entscheidende Rolle im Gehirn, wo es verschiedene Prozesse wie Gedächtnis, Neuroinflammation und die Funktion der Blut-Hirn-Schranke beeinflusst und das Risiko für neurologische Störungen erhöht. Um die Sache noch komplexer zu machen, würde ich gerne die neuesten CRISPR/Cas-Technologien einsetzen, insbesondere solche, die auf Ribonukleinsäure abzielen. Mit ihnen würde ich versuchen, einige neue wichtige Regulatoren zu finden oder vielleicht sogar einige der fehlregulierten Faktoren zu korrigieren.

Mit wem würden Sie gerne mal zu Abend essen und worüber würden Sie dann sprechen?

Ich würde gerne mit der ersten Präsidentin meines Heimatlandes Lettland zu Abend essen: Vaira Vike Freiberga. Sie ist seit meiner Jugend eine Inspiration für mich. Mich interessiert, wie sie es geschafft hat, Lettland in dieser entscheidenden Phase zu führen, in der es sich von einem ehemaligen Sowjetstaat zu einer unabhängigen europäischen Nation entwickelt hat. Sie setzte sich für die Integration Lettlands in internationale Organisationen ein und konnte ihre Zuhörer*innen für Menschenrechte und Gleichberechtigung begeistern. Sie hatte einen akademischen Hintergrund und war zugleich Mutter von zwei Kindern. Ich möchte einfach wissen, woher sie in diesen Rollen ihre Stärke nahm und ob sie Tipps hat, wie man Führungsqualitäten in der jungen Generation fördern kann. Dieses Thema betrifft mich beruflich als Forscherin genauso wie persönlich als Mutter eines vierjährigen Kindes.

Das Interview erschien zuerst im Newsletter „Helmholtz Monthly“. 

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