Banner mit Nierenkanälchen: Lange Nacht der Wissenschaften 2018 auf dem Campus Buch

Von der ersten Waage bis zum 3-D-Körperscanner

Mikroskopieren unter dem Sternenhimmel: Die Lange Nacht der Wissenschaften zog dieses Jahr mehr als 6000 Interessierte auf den Campus Buch – trotz Hitze. Eindrücke eines lauen Sommerabends.

„Erst heute um drei wurden diese Eier befruchtet“, sagt Alexander Meyer und weist auf die kleine Plastikschale unter dem Stereo-Mikroskop. Eine Besucherin schaut hindurch und sieht Zebrafischeier, an denen sich bereits grob erste Strukturen abzeichnen – nicht mehr als ein Halbmond im Kreis. Sie schiebt die nächste Schale unter das Mikroskop, hier sind die Eier ein paar Stunden älter, und es sind bereits winzige Embryos erkennbar. Der jungen Frau entfährt ein „Wow“, denn in der durchsichtigen Larve sind ein schlagendes Herz und einzelne Blutzellen zu sehen.

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Wissenschaft zum Anfassen und Staunen

Am Fischherzen sind Meyer und seine Kolleginnen und Kollegen aus dem Labor der Gruppenleiterin Dr. Daniela Panáková besonders interessiert. Nach einem Infarkt heilt es sich innerhalb kürzester Zeit von selbst. „Davon können wir viel lernen, auch über Erbkrankheiten, wenn etwas bei der Entwicklung schiefgeht“, sagt die Gruppenleiterin.

Die Labore des MDC öffneten 2018 zur Langen Nacht der Wissenschaften den Besucherinnen und Besuchern wieder ihre Türen. Wer wollte, konnte sich Mini-Organe in der Petrischale anschauen, oder Elektronenmikroskope, Riesenmagneten und anderes Forschungsgerät aus nächster Nähe erleben. Im epidemiologischen Studienzentrum zum Beispiel: Dort wurden bereits Tausende Menschen für die NAKO-Gesundheitsstudie vermessen; 3D-Körperscanner schätzen den Fettanteil und Stoffwechselstatus.

Eine historische Perspektive

Teresa Hollerbach (li.) und Kollegen an der Stuhlwaage von Sanctorius Sanctorius

Diese Technik gab es zur Zeit der Renaissance noch nicht. Trotzdem erfasste der italienische Arzt Sanctorius Sanctorius bereits im 17. Jahrhundert systematisch Parameter des Stoffwechsels. „Sanctorius wollte wissen, wie viel der Körper unmerklich ausdünstet und schwitzt“, sagt Teresa Hollerbach. Der Arzt konstruierte dafür einen schwebenden Holzstuhl, die erste Körperwaage der Welt. Hollerbach, Doktorandin am Max-Planck-Institut für Wissenschaftsgeschichte in Berlin, hat das historische Messgerät nachgebaut und zur Langen Nacht ans MDC gebracht.

Ein Gegengewicht an einem langen Hebel lässt die Besucherinnen und Besucher, nachdem sie in die Holzkonstruktion klettern, ein paar Zentimeter über dem Boden pendeln. Wer jetzt etwas zu sich nimmt oder nur kräftig genug schwitzt, kann diese Gewichtsveränderung an einer Skala an einem Bein des Stuhls ablesen.

Wahr oder gelogen: #EchtOderFake?

Messen und analysieren gehört seit jeher zur Wissenschaft. Durch aufmerksame Beobachtungen schaffen Forscherinnen und Forscher neues Wissen und neue Theorien, Fakten also.

Doch wie schwer es ist, glaubhaft vorgetragene Lügen von Fakten zu unterscheiden, demonstriert das Bühnenquiz „Echt oder Fake“. Die Idee: Wissenschaftlerinnen und Wissenschaftler erzählen etwas, das nach Quatsch klingt. Dann muss das Publikum erraten, ob es sich um plausible, aber erlogene Märchen oder bizarre, aber reale Tatsachen handelt. Was zum Beispiel ist an Teresa Hollerbachs Behauptung dran, es hätte zu Sanctorius' Zeiten bereits eine Art „Weight Watchers“ gegeben?

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Mit der Rateshow, in der sich letztlich Wahrheit und Lüge die Waage hielten, geht ein langer, lauer Sommerabend zu Ende. Die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter räumen Poster, Experimentierstationen und Mikroskope zusammen, die Fahrrad-Rikschas fahren nicht mehr. Doch ein Jahr später werden sie wieder ausgepackt werden, wenn abermals mehr als hundert unterschiedliche Angebote Tausende auf den Campus in Berlin-Buch locken.

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