Jeanne-Mammen-Saal

Mit den Augen der Jeanne Mammen

Die Welt sehen mit den Augen von Jeanne Mammen – das war das Motto eines feierlichen Abends auf dem Campus Buch anlässlich des 132. Geburtstags der Künstlerin und Freundin von Max Delbrück. Mit der Lesung wurde das Projekt CampusArt – Wissenschaft und Kunst auf dem Campus offiziell eröffnet.

Dr. Martina Weinland, Beauftragte für kulturelles Erbe vom Stadtmuseum Berlin

Dr. Martina Weinland, Beauftragte für kulturelles Erbe vom Stadtmuseum Berlin, nahm die rund 30 Gäste im Jeanne-Mammen-Saal in Berlin-Buch am 21. November mit auf eine eindrückliche Reise durch das Berlin von 1915 bis 1976. In dieser Zeit lebte die Malerin Jeanne Mammen in ihrem Atelier im Gartenhaus am Kudamm 29. Hier wirkte sie, und von hier aus teilte sie ihre Gedanken jahrzehntelang in einem Briefwechsel mit Max Delbrück. Der Biophysiker, Genetiker und spätere Nobelpreisträger hatte Mammen 1935 bei einem Hauskonzert der Ehepaare Gaffron und Wohl in deren Villa am Schlachtensee kennengerlernt: die Herren Gaffron und Wohl waren Naturwissenschaftler, Grete Wohl ausgebildete Pianistin. Jeanne Mammen (21. 11.1890 bis 22. 4. 1976) gehört heute mit ihren Bildern der 1920er Jahre zu den bekanntesten Berliner Malerinnen und Grafikerinnen.

Ein Gang durch Berlin

Eigentlich habe ich mir immer gewünscht: nur ein paar Augen sein, ungesehen durch die Welt gehen, nur die anderen sehen.
Jeanne Mammen
Jeanne Mammen Künstlerin

Umgeben von Mammens Gemälden und Skulpturen tauchten die rund 30 Teilnehmer*innen gemeinsam mit Martina Weinland ein in die Welt der Künstlerin, in das Berlin der Kaiserzeit, die 20er Jahre, ins Berlin des Nationalsozialismus. Sie hörten von der Zerstörung der Stadt, den schweren Jahren danach, in denen Mammen von Delbrück, der inzwischen in Amerika forschte, mit Care Paketen versorgt wurde. Sogar aus der Paketschnur zauberte sie Kunstwerke. Im Kabarett der „Badewanne“ (1949) gewann sie mit den jungen Dichtern Lothar Klünner und Johannes Hübner weitere Freunde fürs Leben.

Jeanne Mammen erlebt eine wunderbare Zeit, von der sie ein Jahr vor ihrem Tod im August 1975 in einem Brief an Max Delbrück sagt: „[…] damals hatten wir alle noch Mumm in den Knochen und es war in Berlin direkt eine Explosion von Witz, Verstand und Poesie. Jetzt wird das Leben immer blöder, man kann sich nur in seiner Bude verschanzen als Solokrebs, um sich von der allgemeinen Krankheit nicht anstecken zu lassen.“

Zwei Ausstellungen

Jeanne Mammen beim Modellieren an der Tonskulptur “Männerkopf”, (undatiert, um 1945-1949)

Jeanne Mammens Atelier am Berliner Kurfürstendamm, ihre „Zauberbude“, ist bis heute erhalten und seit 2018 in der Obhut des Stadtmuseums Berlin. Es kann in Führungen oder in Absprache mit Dr. Martina Weinland (martina.weinland@stadtmuseum.de) besichtigt werden. Darüber hinaus ist es möglich, Jeanne Mammens Lebens- und Wirkungsstätte auch in einem 360 °-Rundgang virtuell zu erleben.

Die virtuelle Jeanne-Mammen-Ausstellung auf dem Campus Buch führt die Besucher*innen durch die Sammlung mit Dutzenden ihrer Gemälde und Skulpturen, präsentiert im Torhaus. Die Schau ist Teil des CampusArt-Projekts, das von der LOTTO-Stiftung gefördert und vom Max Delbrück Center unterstützt wird.

Text: Dana Lafuente

 

Weiterführende Informationen