zwei Frauen an einer Sportstrecke

Unsere Alltagsheld*innen

Neben ihrer Arbeit am Max Delbrück Center engagieren sich viele Menschen aus Forschung und Administration ehrenamtlich. Für „Wir am MDC“ erzählen uns sechs Alltagshelden und -heldinnen davon, wie sie in ihrer Freizeit anderen helfen und die Gemeinschaft stärken.

Vom Besserwisser zum Regelhüter

Christian Grande, Spülkraft

Als bester Schiedsrichter seiner Altersklasse im Jahr 2023 wurde Christian mit einer Medaille ausgezeichnet.

Im Jahr 1986 bin ich als Spieler dem BSC Rehberge beigetreten. Schon damals war ich bekannt dafür, immer alles besser zu wissen. Heute, viele Jahre später, bin ich dafür ausgebildet – als Schiedsrichter. Im vergangenen Jahr wurde ich zum besten Schiedsrichter meiner Altersklasse im Jahr 2023 gewählt. Ja, auch Schiedsrichter haben ihre eigenen Turniere, bei denen sie sich miteinander messen können. Heute leite ich Spiele, die alle im höheren Bereich liegen.

In meiner Karriere als Schiedsrichter habe ich manch brenzlige Situation erlebt. Einmal wurde ich bei einem Spiel als zweiter Assistent eingeteilt. Während des Spiels wurde jemand vom Feld verwiesen, weil er lautstark unsere Leistung kritisierte. Anschließend beleidigte er mich fortwährend und ich hätte ihm am liebsten meine Fahne über den Kopf gezogen – trotzdem blieb ich ruhig. An diesem Tag hatte ein Schiedsrichterbeobachter uns ständig im Blick.

Nach dem Schlusspfiff gingen wir in die Kabine, und der Beobachter lobte mich dafür, dass ich keine Miene verzogen hatte – trotz allem, was der Mann zu mir gesagt hatte. Seitdem lasse ich mir nichts mehr sagen und bestehe auf Einhaltung der Regeln. Heute herrscht Ruhe auf dem Platz, denn ohne einen Schiedsrichter läuft halt kein Spiel!

 

Sprache verbindet

Marion Rösch, Technische Assistentin im Diagnostiklabor des Tierhauses

Marion leitet eine Lern- und Gesprächsgruppe für geflüchtete Frauen.

Ungefähr einmal die Woche gehe ich für zwei Stunden ins Bucher Flüchtlingsheim, wo ich mich mit den geflüchteten Frauen treffe, um Deutsch zu üben. Für mich ist es eine klare Sache: Ohne Sprachkenntnisse gestaltet sich die Integration schwierig – sei es bei der Arbeitssuche, der Wohnungssuche oder beim Aufbau neuer sozialer Kontakte. Viele Bewohnerinnen verlassen kaum ihre vertraute Umgebung, obwohl sie bereits seit Jahren hier leben. Sie brauchen Menschen, die sie an die Hand nehmen und ihnen helfen, sich in der neuen Heimat zurechtzufinden.

Deshalb helfe ich den Frauen bei ihren Deutsch-Hausaufgaben und unterhalte mich mit ihnen. Einige von ihnen haben in Afghanistan oder im Iran nie die Möglichkeit gehabt, zur Schule zu gehen, geschweige denn lesen und schreiben zu lernen. Das stellt sie in den Integrations-Sprachkursen vor große Herausforderungen. Viele sind verzweifelt und mutlos. Die Lehrkräfte haben oft nicht genug Zeit und Geduld. Und oft fehlt das Verständnis.

Es geht nicht darum, didaktisch und grammatikalisch perfekt zu sein. Viel wichtiger ist es, gemeinsam über Alltägliches und auch ihre Sorgen zu sprechen. Es geht um zwischenmenschliche Beziehungen, um Aufmerksamkeit und auch um Spaß. Als Dankeschön bringen mir manche Bewohnerinnen auch mal etwas Selbstgekochtes mit oder laden mich spontan zum Fastenbrechen ein.

 

Einsatz im Matsch

Frank Büttner, Mitarbeiter in der Corporate IT

Mit der Großpumpe, die Frank Büttner bedient, können 5000 Liter Wasser pro Minute gepumpt werden. Jede Sekunde fließt also ungefähr so viel Wasser durch die Pumpe, wie in eine halbgefüllte Badewanne passt.

Als ich Ende 20, Anfang 30 war, habe ich viel darüber nachgedacht, wie ich mich stärker für die Gesellschaft engagieren könnte. Das Technische Hilfswerk (THW) in Treptow-Köpenick war die Antwort. Seit mehr als zehn Jahren bin ich für ein paar Tage im Jahr in Überschwemmungsgebieten im Einsatz. Während da draußen viele helfende Hände Schlamm schippen oder Sandsäcke stapeln, unterstütze ich eher auf der technischen Seite. Ich kümmere mich um die großen Pumpen, die nur von Expert*innen bedient werden können.

Es gab viele Momente während meiner Einsätze, die mich berührt haben. Leider kann ich nicht alles bis ins Detail erzählen, um die Opfer zu schützen. Aber eines kann ich sagen: Die Dankbarkeit der Menschen vor Ort ist unglaublich groß. Ob während des großen Hochwassers 2013 oder bei aktuellen Einsätzen wie dem Zoltan-Einsatz – das Teamwork der THW-Kolleg*innen von der Krankenschwester bis zum Schweißer führt oft zu erstaunlichen Lösungen für die Probleme vor Ort. Das Max Delbrück Center unterstützt mich in meinem Engagement voll und ganz. Dafür bin ich sehr dankbar. Das ist leider nicht bei allen Arbeitgebern selbstverständlich.

 

Geschichten, die nachhallen

Dr. Inga Patarčić, Data-Science-Managerin

Alles begann mit einem Kletterunfall, den Inga glücklicherweise überlebt hat. Ihre Geschichte zum Thema „Schwerkraft“ erzählte sie vor einem Publikum während der Berlin Science Week 2018.

Ich glaube fest daran, dass Geschichten Leben retten können. 2018 habe ich während der Berlin Science Week, trotz anfänglicher Zweifel, von einem Kletterunfall erzählt. Das Thema war „Schwerkraft“. Diese Geschichte wurde schließlich in einem führenden Klettermagazin veröffentlicht. Aufzuschreiben, was passiert ist, half nicht nur mir, die Geschehnisse zu verarbeiten. Auch andere Menschen waren tief berührt.

Seitdem teile ich in den sozialen Medien, was ich erlebe – das können Geschichten über Trennungen und Verluste sein, ich spreche über Einwanderungs- und Flüchtlingserfahrungen oder über meine eigene Gesundheit, einschließlich meiner Infektion mit dem humanen Papillomavirus (HPV). Frauen weltweit sehen meine Geschichten und suchen manchmal Rat und Bestätigung bei mir. Sie fragen: „Habe ich jetzt Krebs, weil ich ebenfalls die Diagnose „Cervikale Intraepithelialer Neoplasie“ (CIN) bekommen habe?“ oder: „Stehe ich jetzt aufgrund der Verbindung von HPV und Gebärmutterhalskrebs unter einem höheren Risiko?“

Natürlich lautet die Antwort auf all diese Fragen „Nein“. HPV bedeutet nicht das Ende des Lebens. Ich beruhige die Frauen, rate ihnen, nicht übermäßig im Internet zu recherchieren, und helfe ihnen, ihre Ergebnisse zu verstehen. Es ist wichtig, Frauen mit genauen Informationen zu versorgen und sie durch Aufklärung über HPV-Impfstoffe zu unterstützen.

Wussten Sie, dass viele deutsche gesetzliche oder private Krankenversicherungen die Kosten für HPV-Impfungen übernehmen, auch wenn Sie älter als 18 Jahre alt sind? Wenn ich auch nur eine Frau überzeugen kann, sich impfen zu lassen, ist das schon ein großer Erfolg für mich.

 

Tech für alle

Fabian Janosch Krüger, Doktorand in der Arbeitsgruppe von Dr. Altuna Akalin

Fabian gehört zu einem europaweiten Netzwerk an Freiwilligen, die kostenlose digitale Bildung anbieten.

Als aktives Mitglied bei TechLabs e. V. in Berlin setze ich mich für kostenlose digitale Bildung im Tech-Bereich ein. Hier koordiniere ich Workshops, halte Talks und stehe den teilnehmenden „Techies“ als Ansprechpartner zur Verfügung. Vor einigen Jahren habe ich mich selbst dort in Data Science und Artificial Intelligence weitergebildet. Diese Erfahrungen haben nicht nur meine Masterarbeit bereichert, sondern auch meinen Weg zum Max Delbrück Center geebnet, wo ich jetzt Doktorand bin. Ich habe aus erster Hand erfahren, welchen positiven Einfluss TechLabs auf das Leben von Menschen haben kann. Deshalb will ich der Community, von der ich so viel gelernt habe, etwas zurückgeben.

In diesem Semester liegt mir eine Gruppe von Techies ganz besonders am Herzen. Über eine Kooperation mit dem Verein bee4change nehmen einige Mädchen aus Afghanistan online an unserem Programm teil. Sie lernen von uns, wie sie Apps und Webseiten entwickeln können. In einem von den Taliban regierten Land haben sie als Frauen kaum Zugang zu Bildung. Unser Programm ist für sie eine wichtige Möglichkeit, sich weiterzubilden und wir sind oft die einzigen männlichen Personen, mit denen sie außerhalb ihrer Familie Kontakt haben. Trotz der Herausforderungen mit der Stromversorgung oder instabilem Internet schlagen sie sich wacker und bleiben gut am Ball.

Die Dankbarkeit, die wir im Team erfahren dürfen, zeigt mir immer wieder, wie wichtig unsere Arbeit ist. Es ist mir eine Herzensangelegenheit, anderen Menschen ebenfalls die Chance auf ein besseres Leben zu geben und dafür engagiere ich mich gerne in meiner Freizeit.

 

Support beim Sport

Kirstin Bodensiek, Leiterin der Abteilung Recht, und Antonia Klein, Innovations- und Technologiemanagerin

Antonia Klein (l.) und Kirstin Bodensiek (r.) als Streckenposten beim Straßenradrennen VeloCity Berlin 2023. 

Meine Kollegin Antonia und ich sind nicht nur gerne selbst aktiv, sondern auch begeisterte Freiwillige bei verschiedenen Sportevents. Von Laufveranstaltungen bis zu den Special Olympics – es gibt viele Möglichkeiten sich zu engagieren. Es ist sehr interessant die Organisation hinter den Kulissen mitzuerleben und so nah an den Athlet*innen dran zu sein. Man trifft sehr unterschiedliche Menschen und manchmal entstehen sogar neue Freundschaften dabei.

Egal ob wir selbst als Sportlerinnen antreten oder als Helferinnen am Start sind, die Energie der Teilnehmenden und Helfer*innen ist ansteckend. So tragen wir unseren Teil dazu bei, dass Großevents wie der Berlin Marathon oder Straßenradrennen überhaupt möglich sind.

Die Aufgaben als Volunteer sind vielfältig – von der Straßenabsicherung über die Akkreditierung der Presse bis hin zur Versorgung der Athlet*innen mit Getränken. Jeder Handgriff zählt und wird gewürdigt. Eigentlich sind alle Tätigkeiten spannend. Antonia wird bei der nächsten Fußball-EM bei der Ticketkontrolle im Olympiastadion unterstützen. Eigentlich hatte sie sich für das Zeremonie-Programm beworben, um im Stadion die Fans, Mannschaft und Zuschauer*innen auf ein Fußballspiel einzustimmen. Vielleicht klappt’s ja bei der nächsten Großveranstaltung in Berlin.