Christiane Busch

Als Ausbilderin von Anfang an dabei

Etwa 30 junge Leute absolvieren eine Ausbildung oder ein duales Studium am Max Delbrück Center. Christiane Busch ist eine ihrer Ausbilder*innen, die dabei die Fäden in der Hand halten. Sie nimmt sie in Empfang, begleitet sie durch die Lehrjahre und verabschiedet sie schließlich ins Berufsleben.

Biologielaborant*in, Tierpfleger*in für Forschung und Klinik, Fachinformatiker*in für Systemintegration und Kauffrau bzw. Kaufmann für Büromanagement – das sind die vier Ausbildungsberufe, die am Max Delbrück Center vermittelt werden. Daneben gibt es noch duale Studierende in den Fachrichtungen Informatik, Wirtschaftsinformatik und BWL/Dienstleistungsmanagement. Dabei kooperiert das Max Delbrück Center mit der Berliner Hochschule für Wirtschaft und Recht. 

Zurzeit lernen etwa 30 Azubis und ein dualer Student für BWL/Dienstleistungsmanagement am Max Delbrück Center. Christiane Busch ist eine von neun Ausbilder*innen in der Abteilung „People & Culture“, die ihnen zur Seite stehen. Von Haus aus Biologielaborantin – ihre Ausbildung am Max-Planck-Institut für molekulare Zellbiologie und Genetik in Dresden hatte sie als Kammerbeste abgeschlossen –, arbeitete sie nach einem nicht abgeschlossenen Studium der Lebensmittelchemie als Dozentin für eine sächsische Bildungsgesellschaft. Sie gab dort Laborkurse und merkte: Junge Menschen ausbilden, das ist ihre Leidenschaft. Seit 2016 lebt sie diese am Max Delbrück Center aus.

In unserem Interview für „Wir am MDC“ spricht sie über ihre Arbeit und darüber, was eine Ausbildung am Max Delbrück Center ausmacht. 

Azubis gewinnen und binden

Christiane Busch

Was sind Ihre Aufgaben als Ausbilderin?

Christiane Busch: Ich bin hauptsächlich für die zukünftigen Kaufleute für Büromanagement und ihre Einsatzplanung zuständig: also wer ist wann, wo und für wie lange eingeplant. Außerdem führe ich nach jeder Ausbildungsstation mit dem oder der Auszubildenden und der betreuenden Person ein Feedbackgespräch. Einen großen Teil meiner Arbeit nimmt das Recruiting ein. Ich organisiere die Ausschreibungen auf den Plattformen wie azubiyo.de oder ausbildung.de, sichte Bewerbungen, beantworte Fragen der Bewerber*innen und lade zu Vorstellungsgesprächen ein. Auch bei den Auswahlgesprächen bin ich dabei. Ganz wesentlich ist auch das Bonding der Azubis. 

Bonding – was ist darunter zu verstehen?

Wenn die Bewerber*innen einen Ausbildungsvertrag mit dem Max Delbrück Center unterschreiben, dauert es manchmal ein halbes bis Dreivierteljahr, bis ihre Ausbildung beginnt. Damit die jungen Leute in dieser Zeit nicht abspringen, versuchen wir, den Kontakt zu ihnen aufrechtzuerhalten. Wir laden sie und ihre Familie und Freund*innen zum Beispiel zur Langen Nacht der Wissenschaften ein. Daneben gibt es unterschiedliche Angebote für die einzelnen Gruppen. Die Tierpfleger*innen beispielsweise – also die, die schon in Ausbildung sind, und die, die ihre Ausbildung beginnen werden – machen einen gemeinsamen Ausflug in den Tierpark Eberswalde. Dabei lernen die neuen Azubis nicht nur ihre künftigen Kolleg*innen kennen, sondern gewinnen einen Einblick in die Arbeit von Tierpfleger‘*innen in der Fachrichtung Zoo – zwar ein anderer Ausbildungsberuf als der, den sie am Max Delbrück Center lernen, aber trotzdem sehr interessant.

Intensives Onboarding erhöht die Motivation

Wenn die Ausbildung dann los geht: Wie begrüßt das Max Delbrück Center die neuen Azubis?

In diesem Jahr hatten wir erstmals eine ganze Onboarding-Woche voll mit Programm. Nach der Begrüßung gab es am ersten Tag einen Campus-Rundgang, den die Kommunikationsabteilung organisiert hat. Außerdem fand ein Gespräch auf Englisch statt, bei dem die Azubis für ihre künftigen Englisch-Kurse eingestuft wurden – die sind am Max Delbrück Center nämlich Pflicht, da in vielen Laboren oder Abteilungen Englisch gesprochen wird. Der zweite Tag richtete sich an alle Azubis, nicht nur an die neuen. Dabei drehte sich alles um Diversität, unter anderem um die Unterschiede zwischen den Generationen. Am dritten Tag gab es eine IT-Schulung: Dabei haben die IT-Azubis, die schon länger bei uns sind, die Neuankömmlinge in die IT eingewiesen. Am vierten Tag haben Mitarbeitende aus Einkauf und Logistik das SAP-System vorgestellt, danach haben wir gemeinsam die Baustellen auf dem Campus besichtigt. Am fünften Tag schließlich waren wir am Berliner Institut für Medizinische Systembiologie des Max Delbrück Center (MDC-BIMSB) und haben uns unter anderem die Haltung der Zebrafische angeschaut.

Sie bemühen sich sehr um die Azubis. Geht es heute im Wettbewerb um die besten Nachwuchskräfte überhaupt noch anders?

Die Bewerber*innenzahlen nehmen zwar ab, aber bislang hatten wir keine Schwierigkeiten, alle Stellen zu besetzen. Für die Bindung ans Forschungszentrum ist es jedoch wichtig, dass sich ein Wir-Gefühl einstellt. Und deshalb ermöglichen wir es, dass sich die Azubis begegnen und kennenlernen. Während der Lehrjahre ist das gar nicht so einfach, weil alle einen anderen Schulrhythmus haben. Deshalb brauchen wir ein intensives Onboarding: Es stärkt die Azubi-Community und erhöht die Motivation, am Ball zu bleiben. 

Generation Z will mehr als Work-Life-Balance

Sie erwählten vorhin die Unterschiede zwischen den Generationen. Worin bestehen die denn?

Insbesondere die Generation Z – das sind die zwischen 1997 und 2012 Geborenen – zieht eine indirekte Kommunikation der direkten vor. Die jungen Leute telefonieren nicht so gerne, sondern senden lieber Text- oder Sprachnachrichten. Sie antworten also zeitlich verzögert. Wenn sie dann in der Ausbildung sind und unmittelbar reagieren müssen, haben manche Schwierigkeiten damit. Die muss man erst ein bisschen anstupsen.

Die ältere Generation wirft der jüngeren gern vor, nicht besonders belastbar zu sein. Stimmt das?

Absolut nicht! Zwar spielt Work-Life-Balance für die Jüngeren eine größere Rolle, aber das ist auch gut und richtig so und hat nichts mit geringerer Belastbarkeit zu tun. Was sich geändert hat, ist, dass sie die Sinnhaftigkeit ihrer Anweisungen kritisch hinterfragen. Dann bringen sie auch hervorragende Leistungen. 

Forschungsumfeld zieht junge Menschen an

Was ist das Besondere an einer Ausbildung am Max Delbrück Center?

Ganz allgemein ist das duale Ausbildungssystem in Deutschland sehr praxisorientiert. Die Azubis arbeiten schon sehr schnell mit, und dieses Gebrauchtwerden ist eine gute Erfahrung. Gleichzeitig sind sie vor allem Lernende, die Fragen stellen und Fehler machen dürfen. Das Besondere und Reizvolle am Max Delbrück Center ist die große Nähe zur Wissenschaft. Die jungen Leute, die sich für uns entscheiden, bringen ein großes Interesse für die Forschung mit – sie könnten ihre Ausbildung überall in Berlin machen, entscheiden sich aber für den Weg nach Buch. Das freut uns sehr!

Springen denn auch Azubis ab?

Das kommt vor, aber glücklicherweise nur selten. Ein persönliches Gespräch mit dem- und derjenigen ist mir dann sehr wichtig. Bislang war es noch nie so, dass wir etwas hätten ändern können, um den oder die Auszubildende zu halten – die Gründe lagen immer woanders. In jedem einzelnen Fall ist das extrem schade, weil beide Seiten schon so viel in die Ausbildung investiert haben.

Was ist für Sie das Schönste an Ihrer Tätigkeit?

Mir macht es Spaß, junge Menschen vom ersten bis zum letzten Tag ihrer Ausbildung zu begleiten und beobachten zu dürfen, wie sie sich hier entwickeln. Sie werden ja bei uns nicht nur ausgebildet, sondern entfalten in dieser Zeit auch ihre Persönlichkeit. Der schönste Moment ist für mich der Tag, an dem die Azubis ihre Abschluss-Urkunden bekommen. 

Die Fragen stellte Jana Ehrhardt-Joswig.

 

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